Ich schickte ein paar E-Mails an Geschäfte und fragte, ob sie Binden für uns verkaufen könnten. Eine solche E-Mail ging an einen Shop, der sich als nachhaltigkeitsorientiert ausgegeben hat.
Ich bekam keine Antwort, eine Woche später ging ich in die Stadt und beschloss, im Laden vorbeizugehen. Ich ging auf eine Dame zu, die die Regale auffüllte, und stellte mich als die Frau vor, die eine Anfrage zu betreffend der Binden geschickt hatte. Die junge Frau sagte schnell, ich bringe Sie zum Chef, er bekommt alle E-Mails und ist dafür zuständig. Ich näherte mich dem Chef, eine gepflegte Erscheinung mit Schnurrbart im mittleren Alter. Ich stellte mich noch einmal vor und sagte, ich hätte eine E-Mail geschickt, in der ich mich nach der Möglichkeit erkundigte, unsere Binden hier verkaufen zu lassen. Dies um die Akzeptanz unter den Frauen zu testen.
Der Mann wurde grau im Gesicht und sah mich an, als hätte ich ihn mit einem Messer angegriffen. Er brauchte alle Kraft, die er aufbringen konnte und stammelte: „Hier Binden zu verkaufen geht gar nicht! Auf keinen Fall! Wir verkaufen hier Essen – Binden nein, wir können keine Binden verkaufen!»
Selbstverständlich verkauften sie Tee, Kaffee, Trockenfrüchte und Naturprodukte für Haut- und Haarshampoos und andere Kosmetika. Das war hier in der Schweiz. Ich verließ den Laden schnell, ohne zurückzuschauen. Ich war von Schuldgefühlen überwältigt. Ich wollte niemanden foltern, aber anscheinend hatte ich es gerade getan. Ich hatte diesen Typen gefoltert, indem ich ihn gebeten hatte, unsere Binden in seinem Laden zu verkaufen. Essen und Binden? Menstruation und Binden werden wieder einmal als etwas Komisches, als etwas Unappetitliches angesehen. Ich frage mich, ob der Typ sich bewusst ist, dass die Frauen, die in seinem Lebensmittelladen arbeiten, jeden Monat bluten und trotzdem das Essen zubereiten, das seiner Meinung nach nicht neben neuen frischen Binden ausgestellt werden sollte.